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Flüssiggas findet in vielen Bereichen Verwendung. Um in Notsituationen bei Unfällen oder Bränden die Gefahren beurteilen, die richtigen Maßnahmen ergreifen und sicher anwenden zu können, unterzogen sich die Feuerwehrkräfte aus dem westlichen Landkreis Tirschenreuth einer Flüssiggasschulung.

Einer rund fünfstündigen Feuerwehrschulung über das Thema Flüssiggas unterzogen sich rund achtzig Führungskräfte, Feuerwehrfrauen und -männer der Freiwilligen Feuerwehren aus dem westlichen Landkreis Tirschenreuth bei der Firma Abbruchunternehmen Plannerer in Neuhof bei Pullenreuth. Kreisbrandinspektor (KBI) Otto Braunreuther aus Kemnath, welcher als Führungskraft des Kreisfeuerwehrverbandes Tirschenreuth für den westlichen Kreis zuständig ist, hatte die Schulung, welche aus einem umfassenden theoretischen und praktischen Teil bestand, organisiert.

Zu Beginn der Feuerwehrschulung, welche überwiegend durch die Firma DrachenGas durchgeführt wurde, dankte KBI Braunreuther den anwesenden Feuerwehrleuten für ihr Interesse und die Teilnahme an der Schulung. Nachdem der Vertriebsleiter für Süddeutschland der Firma Drachengas, Josef Krottenthaler, die Unternehmensstruktur vorgestellt und auf das Vorkommen und die Gewinnung von Flüssiggas eingegangen war, wurde besonders auf die Arten von Flüssiggasen, deren Verwendung und Besonderheiten, die physikalischen Eigenschaften, sowie die Gefahren und die Maßnahmen zur Gefahrenabwehr eingegangen.

Hinsichtlich der Struktur von Kohlenwasserstoffverbindungen stellte Krottenthaler den Brandschützern die vorkommenden Arten von Gasen vor, darunter auch Metan und Ethan. „Redet man über Flüssiggas, so spricht man vorwiegend von Propan und Butan“, so der Gasexperte. Im Weiteren wurden den Feuerwehrleuten die verschiedenen Arten von Gasbehältern, welche für Flüssiggas verwendet werden, vorgestellt. Neben unterirdisch verbauten, wie auch oberirdisch errichteten Großbehältern ging der Gasfachmann auf die transportablen Gasflaschen ein. 

„Generell dürfen Behältnisse für Flüssiggas nur zu maximal 85% Prozent gefüllt werden“, betonte Krottenthaler hinsichtlich technischer und sicherheitstechnischer Aspekte. Denn „nur so kann im Inneren der Flasche ein sicherer Übergang von der Flüssigphase in die Gasphase gewährleistet werden“. Weise eine Gasflasche beim Gebrauch eine Vereisung auf, so lässt dies auf eine zu große Entnahmemenge schließen. Hierbei kann es dazu kommen, dass der Druck im Gasbehälter absinkt, die Verdampfungsleistung aufgrund der überhöhten Gasabnahme durch die Temperaturabsenkung abnimmt und so der Übergang von der Flüssig- in die Gasphase unterbrochen wird.

Hier rät der Experte, die Gasflasche zu schließen und einen normalen Temperaturausgleich abzuwarten. Niemals sollten Gasbehältnisse erwärmt, unter- oder befeuert werden. Das Volumen des von Flüssiggas wachse um das 260fache an, wenn es vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergehe. Im Hinblick auf die Dampfdruckkurve erklärte der Gasfachmann ein mit Butan gefülltes Feuerzeug das Prinzip und die Druckveränderung eindeutig. „Bei frostigen Temperaturen funktionieren die meisten Feuerzeuge einfach nicht. Steckt man dieses dann in die Hosentasche, erwärmt es sich dadurch, der Druck im Inneren steig und es funktioniert wieder.“

Komme es bei Gasbehältern jedoch zu einem erhöhten Temperaturanstieg, habe dies einen massiven Druckanstieg zur Folge. „Ab einer Temperatur von sechzig Grad Celsius nimmt der Druck im Gasbehälter pro ein Grand Temperatursteigerung um rund sieben Bar zu.“ Ausgenommen von den Gasflaschen, welche bei gasbetriebenen Fahrzeugen wie Staplern verwendet werden, haben jedoch in der Regel ein Sicherheitsventil verbaut, welches dann anspreche und dadurch Gas ausströmen lässt, um ein Behälterversagen zu vermeiden. Komme es zu einem Flüssiggasaustritt, so sei es wichtig, Zündquellen fernzuhalten und entsprechend durch die Feuerwehr weiträumige Absperrmaßnahmen durchzuführen. Zudem müssen, dadurch das Flüssiggas schwerer ist als Luft, Kanaleinläufe abgedichtet werden, sodass eine Ausbreitung über die Kanalisation verhindert wird.

Bei den Einsatzmaßnahmen der Feuerwehr bei entzündetem Flüssiggas unterscheide man, ob die Gasflamme eine weitere Gefahr darstelle oder ob man dadurch den Flüssiggasaustritt durch die Gasflamme kontrollieren lassen könne. Wichtig sei hier jedoch, den Behälter mit ausreichend Wasser aus sicherer Entfernung und aus der Deckung heraus fortlaufend zu kühlen. „Ein brennbares Gas lässt sich unter Umständen besser kontrollieren als eine sich ausbreitende Gaswolke“, erörterte Krottenthaler.

Kommt es zu einem Brand in der Nähe von Flüssiggasbehältnissen, so könne man durch das Kühlen des Gastanks oder der -flasche, sowie dem Ableiten von Flammen den größten Gefahren gerecht werden. „Gasflammen aus dem Sicherheitsventil sollten nicht gelöscht werden“ Gasflaschen, welche nicht durch den Brand erhitzt oder beschädigt seien, sollten nach Möglichkeit an einen sicheren Ort verbracht werden.

Krottenthaler mahnte eindringlich, Gasflaschen nicht in Kellerräumen und unter der erdgleichen zu lagern. Da Flüssiggas schwerer als Luft ist, setze sich dieses am Boden ab und sammle sich dort. Bei einer Undichtigkeit an einer Gasflasche würde es durch den Austritt in Räumen schnell zu einem zündfähigen Gas-Luftgemisch kommen, welches bei entsprechender Zündquelle eine Explosion zur Folge hätte. „In der Kanalisation kann sich Flüssiggas verbreiten, da es leichter ist als Wasser und dadurch auf der Oberfläche schwimme.“

Bei anschaulichen Experimenten, welche der technische Leiter Uwe Swarowsky der Firma DrachenGas vorführte, konnten die zünd- und explosivartigen Eigenschaften von Flüssiggas näher betrachtet werden. So füllte Swarowsky Propangas in ein offenes Behältnis und dieses sammelte sich am Boden. Durch das Einblasen von Luft über einen Schlauch entwich dieses aus dem oben offenen Behältnis und entzündete sich, als sich eine Zündquelle näherte. Hier zeigte sich, welche Energie Ebenso führte der technische Leiter der Firma Drachengas vor, was bei einer erhöhten Gasentnahme aus einem kleinen Behältnis im Inneren der Gasflasche passiert und wie sich der Druck darin verändert.

Im Weiteren ging Krottenthaler auf die Funktionsweise von Gaswarn- und -messgeräten, sowie die Explosionsgrenzen ein. Während der kurzweiligen Mittagspause bei Leberkäsesemmeln und Getränken hatte Geschäftsführer Stephan Plannerer zu einer kleinen Führung über das mittlerweile sehr groß herangewachsene Betriebsgelände des Abbruchunternehmes angeboten, welche von zahlreichen Feuerwehrleuten wahrgenommen wurde.

Beim praktischen Teil der Schulung teilten sich die Gruppen entsprechend der Kreisbrandmeisterbezirke auf die drei Stationen auf. Gebietsvertreter Helmut Diesner erklärte den Floriansjüngern an einer Station den Aufbau eines stationären Gastanks und erläuterte, wo die Einsatzkräfte im Ernstfall daran Hand anlegen können, um etwa die Gaszufuhr zu Gebäude zu unterbrechen.

Uwe Swarowsky und Josef Krottenthaler erläuterten den Brandschützern die Gefahren beim einer ausströmenden und in Brand geratenen Gasflasche. Ebenso wurde hierbei der Unterschied von austretender Gasphase und Flüssigphase einhellig demonstriert. Hierbei haben die Feuerwehrleute auch das Löscheinsatz mit Kleinlöschgeräten getestet. Die Gefahr im Bezug auf einen Hautkontakt mit Flüssiggasphase wurde anschaulich mit einer Rose, welche in ein thermoisoliertes Behältnis gesteckt und dann herausgezogen wurde, verdeutlicht. „Es kommt zu massiven Erfrierungen“, mahnten die Fachleute.

Der Fahrer eines Gastanklastkraftwagens erläuterte den Aufbau und die Einrichtungen eines solchen Fahrzeuges, sowie die Möglichkeiten einer Flüssiggasbehälterentleerung und informierte über den Flüssiggassicherheitsdienst. Ebenso wurde über die Maßnahmen bei Unfällen mit einem mit Flüssiggas beladenen Tankwagen gesprochen. Den Abschluss der praktischen Schulung bildete eine „Feuerlöschübung“. Hierbei wurde anfangs ein Flüssiggasbehälter unterfeuert und dann das Ansprechen des Sicherheitsventils, sowie ein Brand am Ventil gezeigt.

Welch hohe Energie eine brennende Flüssiggasfackel entwickelt, an welcher fortdauernd Gas ausströmt, erlebten die Feuerwehrleute beim Vorgehen mit drei Hohlstrahlrohren durch drei Löschtrupps. Otto Braunreuther sprach allen Gemeinden des westlichen Tirschenreuther Landkreises, welche die Schulung entsprechend finanzierten, seinen Dank aus. Ebenso dankte KBI Braunreuther Stephan Plannerer für Unterstützung der Feuerwehren und die Bereitstellung des Unterrichtsraumes und -platzes.

 

 

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